Lost Page
You never had a chance
Zusammenfassung:
John Reeve ist Neurologe und Experte auf seinem Gebiet: Molekulare-Nano-Symbiose. Ihm ist es gelungen Nanotechnologie mit menschlichen Zellen zu verbinden und neue Prozesse anzuregen. Eine Kunst die ihm alles genommen hat, mitsamt den Erinnerungen an seine Verluste.
Innerhalb der nächsten Stunden versucht John die vergangenen Erlebnisse zu rekonstruieren und seinen Verfolgern zu entkommen. Ein Vorhaben, dass ihm erschwert wird durch eine Nebenwirkung seiner Erfindung: Die Nano-bots löschen parallel Stück für Stück all seine Erinnerungen und ersetzten die Lücken durch fiktive Momente. Das Ergebnis ist ein Kampf um die eigene Identität.
Kapitel 1: Es ist Samstag oder?
Oh man, was klinget den da?
Wie macht man dieses verdammte Handy aus.
Halt, warte – wessen Handy ist das?
Blumen auf dem Hintergrund. Es wird wohl von einer Frau sein.
Wo bin ich überhaupt?
Das ist nicht mein Bett und nicht mein Zimmer.
Wie bin ich hierher gekommen? Draußen ist es schon hell. Ich werde hier wohl übernachtet haben.
Portmonee und Schlüssel sind auf dem Tisch. Ich erkenne sie wieder. Es sind meine.
Denk nach, John. Wie bist du hier her gekommen? … Nichts. Okay, nochmal. Woran kannst du dich zu letzt erinnern? … Wirklich, jetzt. Gar nichts. Du hast das schon mal besser gekonnt.
Jetzt, aber mal eine andere Sache, warum fühlen sich meine Glieder so taub an? Bin ich nackt? … Ja, ich erkenne die Teile wieder. Ich bin nackt. Bin ich vergewaltig worden? Hm, wenn ich mir das Handy so angucke, bezweifle ich es, obwohl?
Scheiße.
Was ist nur passiert?
Weißer Raum, ein Bett, ein Schrank, ein überaus hässlicher Teppich, keine Fotos. Die Bude muss einfach einem Serienkiller gehören … oder meiner Ex. Sie hat mir noch gestern beim Essen etwas gesagt.
Was war es?
Komm schon, John. Erinnere dich. Noch hast du die dreißig nicht erreicht, also keine Ausreden für dein Erinnerungsvermögen.
Habe ich zu viel getrunken? Hm, das Handy zeigt mir Samstag an – die Chance besteht also.
Was ist mit meinem Atem? Hm, außer dem morgendlichen Mundgeruch – nichts auffälliges.
Sei kein Idiot, sieh in dein Handy. Anrufe, Nachrichten, Fotos, egal was, alles ist hilfreicher, als das Betrachten deiner morgendlichen Erektion.
Oh, Gott – Aufstehen war noch nie so anstrengend.
Ah, dieser Schmerz. Was ist mit meiner Hüfte? Warum fühlt sich das so Rau an? Ist das eine Bandage? Ja! Tatsächlich. Meine Hüfte ist bandagiert. Vielleicht sollte ich die Vergewaltigungsnummer überdenken und zum Organhandel hinüber schwenken.
Ha ha – genug der Späße. Zieh dich an. War meine Jeans schon immer so eng und wo sind meine Schuhe?
Warum riechen meine Klamotten nach Benzin? War ich noch an der Tanke?
Gott, ich hatte noch nie so einen Blackout. Wo ist das verdammte Handy? Keine Schuhe, kein Handy. Bin ich gestern amish geworden?
Heb dir dein Humor für später auf, John. Vielleicht dann, wenn du nicht in der Wohnung eines anonymen Organhändlers mit homo-erotischen touch aufwachst. Vielleicht liegen die Sachen in einem anderen Zimmer.
Ich komme mir vor wie ein neugeborenes. Laufen für Anfänger.
Echt jetzt? Ist diese Tür wirklich abgesperrt? Nein. Komm schon! … Bringt nichts. Ich kann noch so lange daran rütteln. Das Scheißding rührt sich nichts.
Also, nochmal: Du bist an einem fremden Ort, Handy und Schuhe sind weg, deine Hüfte bandagiert, deine Sachen riechen nach Benzin und die Tür is zugeschlossen – entweder halluzinierst du gerade oder du bist in einem Liam Neeson Film gelandet.
Gott, warum tut mein Kopf so weh. Konzentrier dich. Wir haben den 31. Oktober. Was war heute nochmal? Stimmt! Der Geburtstag von Paula. Deiner Schwester. Wichtig! Du musst da sein. Dafür musst du hier weg. Wichtig! Also, find einen Schlüssel.
Vielleicht im Schrank? Gute Idee. Unterm Bett ist nichts.
Warte! Schon mal auf die Idee gekommen aus dem Fenster zu sehen? Ich Idiot.
So, was haben wir hier? Ehrlich? Ein Wald? Wie komme ich in den Wald? Der nächste Wald ist 80 Meilen entfernt von deinem Zuhause. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, John. Deine Eskapaden sind fast schon Stephen King reif.
Also, der Schrank soll es sein. Was haben wir? Ein Koffer. Es musste natürlich ein schwarzer Lederkoffer sein und … ja! Ein Code ist notwendig um ihn zu öffnen. Brilliant. Bis jetzt, ist dieses Erwachen immer noch auf Platz drei meiner verrücktesten Momente. Platz ein geht an eine spanische Nacht in Barcelona auf dem Bauernhof einer … Okay, aufhören … zurück zur Szene. Sieh dich um.
Was ist das glitzernde Zeug da hinten in der Ecke? Tatsächlich … ein Schlüssel. Hm, zu groß für den Koffer. Vielleicht passt er in die … ja! Er passt in die Tür. Ab geht’s raus.
Was ein seltsamer Ort. Keine Möbel. Nichts. Als ob die Wohnung auf ihren ersten Mieter wartet. Keine Hose im Wohnzimmer. Ich denke dass zu mindestens, bei der enormen Raumgröße. Alter, deine Wohnung ist ein Nichts im Gegensatz zu diesem Zimmer. Traurig. Doktor in Neurologie und wohnt trotzdem ärmer, als Tellerwäscher, aber weiter jetzt. Wo zieht man noch die Hose aus? Badezimmer!
Das ist nehme ich mal an … Ja, Toilette, Dusche, Leiche … WAS??? Oh Gott, nein! … Ist das Real? Autsch … die Backpfeife habe ich gespürt, dass muss also echt sein. Warum bewegt sich mein Körper nicht? Renn, du Idiot!
Wie viel Blut um sie herum liegt.
Warte! Ihre Augen … Ich kenne diese Augen irgendwo her. Diese hell blauen Augen und diese braunen Haare … wo habe ich sie gesehen? Verdammt, John! Erinnere dich! Das ist kein Spiel! Streng dich an!
Warte – Wo kommt das Geklopfe her? Hat die Stimme wirklich gerade Polizei gesagt? Scheiße, wie willst du das hier alles erklären ohne Erinnerung? Was mache ich nur jetzt? Verdammt! Das Fenster!
Oh Gott – das sieht tief aus oder doch vielleicht nur fünfzehn Fuß.
Denk nach, John. Gefängnis oder Beinbruch.
Es ist Samstag oder?