Auszug aus dem Kapitel: Ein schwarzer Tag für Rio
Pre-Information: Rodrigo befindet sich zum ersten Mal bei seiner großen Liebe, Anastasia, zuhause. Mit Ihnen sind die drei Männer Marcio, Franco und Emerson, die ein Fussballspiel anschauen. Marcio ist mit Anastasia liiert und gleichzeitig der Mörder von Rodrigos Vater. Er kennt Rodrigos Gesicht nicht und lernte ihn in dieser Szene, als „Luiz“ kennen. Anastasia weiß nichts von Rodrgios Verlust, noch von dem Mord.
Szene: Ich liebe dich
Anastasia nahm die Platte und ging wieder zur Küche. Rodrigo folgte ihr.
Marcio beobachtete diesen Vorgang skeptisch, wandte sich aber dann wieder dem Fernseher zu. »Nein nach rechts, du Idiot.«
In der Küche angekommen, ging Anastasia zur Spüle und wusch ihre Hände.
»Komm her, deine sind bestimmt auch dreckig.«
Rodrigo starrte sie stumm an.
»Was ist los?«
»Was läuft hier ab?«
»Wie meinst du das?«
»Bist du mit ihm zusammen?«
Anastasia starrte ihn stumm an und wandte sich wieder dem Händewaschen zu.
Rodrigo näherte sich ihr. Seine Augen waren errötet von Tränen.
»Liebst du dieses Schwein? Huh? Hast du Gefühle für ihn?«
»Warum fragst du mich das alles? Was geht dich das alles an? Und sag so was nicht über ihn. Du kennst ihn ja gar nicht.«
Rodrigo blickte stumm auf den Boden. Anastasia starrte ihn an und fing plötzlich an zu weinen.
»Was erwartest du von mir? Hm? Ich war eine Waise? Niemand scherte sich einen Dreck darum, ob mein Magen satt war, ich ein Dach über meinen Kopf hatte oder überhaupt atmete. Ich war da draußen am sterben. Ich hätte auf den Strich gemusst, doch dann fand mich Marcio und von fortan wurde ich zu seinem Besitz. Seinem Eigentum. Das kleine, dumme Mädchen ohne Gehirn und ohne Stimme. Aber weißt du was? Es ist alles besser, als da draußen. Lieber werde ich hier drinnen geschlagen, bespuckt und angeschrien, als auf der Straße.«
Anastasia lachte verzweifelt.
»Er sagte einmal. Der einzige Grund, warum ich noch lebe war der, dass ich noch Jungfrau bin. Ansonsten hätte er mich längst seiner Gang überlassen. Doch nur Gott weiß, wie lange das Alibi noch gilt.«
Sie drehte sich wieder zum Spülbecken hin, stützte sich daran ab und weinte. Draußen hörte man die Männer stöhnen und fluchen.
Rodrigo sah stumm zu Boden. »Komm mit mir?«
»Was?«
»Komm mit mir. Ich pass auf dich auf und schenke dir ein gutes Leben.«
»Du? Womit?«
Rodrigo verstummte.
»Hab ich es mir doch gedacht. Du bist auch nur so ein … so ein Träumer.«
»Was, wenn ich ein Weg finde?«
»Was, wenn ich die heilige Maria bin? Was soll das, Rodrigo?«
Rodrigo trat direkt vor Anastasia. Er blickte ihr tief in die Augen und griff ihre Hände.
»Ich liebe dich! Das habe ich schon immer. Seit dem ersten Tag, als dich sah. Gott wusste, warum ich in diese Seitengasse gelaufen bin. Ich brauche dich Anastasia und wenn auch nur … wenn auch nur … die kleinste Stimme in dir sagt, dass du auch so fühlst, dann bitte komm mit mir. Ich werde dich lieben und hüten, Tag ein und Tag aus. Bis zu meinem letzten Atemzug möchte ich für dich da sein.«
Anastasia sah ihn mit erschrockenen Augen stumm an. Ihre Hände zitternden krampfhaft, als sich diese sich von Rodrigos Griff losmachten.
Rodrigo blickte ihr mit tränenden Augen ins Gesicht und beobachtete, wie sie Rückwarts auf die Wand zu ging und davor geschockte stehen blieb.
Er starrte kurz zum Boden, schluchzte und verließ die Küche. Die Männer waren am trinken und fernsehen. Marcio sah ihm beim Durchqueren des Wohnzimmers zu.
»Ey, Luiz, setzt dich Junge. Gleich wird gepokert.«
Rodrigo blieb kurz stehen, ballte die Fäuste, atmete tief ein und aus und verließ das Haus.
Marcio sah skeptisch zur Tür.
»Vergisst der Idiot, gleich den Topf«, sagte Emerson spöttisch, während er einen Schluck nahm. Marcio stand auf. Die Tür öffnete sich plötzlich und Rodrigo kam rein. Er ging zum Topf, nahm ihn und nickte den Drei zu, ohne sie anzusehen. Er verließ sie wieder.
Marcio nahm wieder Platz und trank aus seinem Bier.
»So vergesslich wie die Alte selbst«, sagte Franco mit einem hämischen Grinsen.
Marcio ließ einen kurzen skeptischen Blick in Richtung Küche fahren, bevor er sich wieder dem Fernseher zu wandte. Anastasia sank in der Küche zu Boden. Sie lehnte sich an der Wand an und weinte leise in der Dunkelheit.
Rodrigo war an einer kleinen Gasse angekommen. Er schrie wie wild. Schmiss Mülltüten und kaputte Holstühle umher. Er fiel auf die Knie und schrie sich seine Seele aus dem Leib, bevor er weinend zusammenbrach. Der Mond tauchte Rocinha in einen silbernen Mantel und der Regen fiel sanft und leise.